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1. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 39

1872 - Heidelberg : Weiß
— 39 — Kirche waren große Verwirrungen eingerissen, und alle Gutdenkenden verlangten eine Reinigung an Haupt und Gliedern. Damals gab es drei einander feindliche Päpste. Um die Einheit der Kirche wieder herzustellen, setzte das Konzil alle drei Päpste ab und erwählte einen neuen Papst, Martin V. Dieser wußte geschickt alle vorgeschlagenen Verbesserungen in kirchlichen Angelegenheiten zu umgehen. — Unter beiten, welche um diese Zeit Abstellung von allerhand Mißbränchen in der Kirche verlangten, war auch Johauues Huß, Professor in Prag. Dieser sollte auf der Kirchenversammlung feine Lehren widerrufen. Als er dies nicht that, wurde er zum Feuertod verurteilt, ungeachtet der Kaiser ihm sicheres Ge-=[1415 leit versprochen hatte. Das gleiche Schicksal traf im folgenden Jahre seinen Freund und Schüler Hieronymus von Prag. Ihre Anhänger in Böhmen, die Hnssiten, erregten nun einen furchtbaren Aufstand, den sogenannten Hussitenkrieg. Die schönsten Gegenden Deutschlands: Böhmen. Bayern, Franken wurden schrecklich" verwüstet. Erst nach blutigen Kämpfen und nachdem man den Gemäßigten den Genuß des Kelches beim Abendmahl gestattet hatte, kam es zum Frieden. 37. Maximilian I. (Das österreichische Kaiserhaus 1438—l 806.) Dem luxemburgischen Kaiserhause folgte das habsburgische oder österreichische; diesem verblieb von jetzt au die deutsche Kaiserkrone beinahe ausschließlich bis zur Auflösung des deutschen Reiches im Jahre 1806. Nachdem Albrecht Ii. ein Jahr das Scepter geführt hatte, folgte Friedrich Iii. Kein Kaiser trug die Kreme so laim als er; keiner kümmerte sich aber auch um die Regierungsgeschäfte so wenig als er. Bei den wichtigsten Beratungen über die Angelegenheit des Staates schlief er oft ein; deswegen nannte man ihn gewöhnlich nur die kaiserliche Schlafmütze. Das Faustrecht nahm unter ihm wieder furchtbar überhand. In feinen eigenen Landen bildeten. sich starke Räuberbanden, denen er den Frieden abkaufte. Ja, die unzufriedenen Bürger der Stadt Wien belagerten ihn in seiner Burg. Hier zeigte er zum ersten Male Standhaftigkeit und Entschlossenheit, indem er erklärte: „Diesen Ort werde ich halten, bis er mein Gottesacker wird!" Der König von Böhmen befreite ihn aus dieser mißlichen Lage. Friedrich Hl. gewann weder bei feinen Unterthanen, nöfh im deutschen Reiche irgend ein Ansehen.

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 84

1855 - Heidelberg : Winter
84 §. 86. Alleinherrschaft Constantin's. §. 87. Constantin's Nachfolger. die letzte Christenverfolgung aus. Nach seinem Tod entstand eine acht- zehnjährige Verwirrung, während welcher sechs, dann vier Imperatoren neben einander herrschten und sich untereinander bekriegten bis endlich 312constantin durch die Schlacht am rothen Stein bei Nom sich ii.chr.die Herrschaft über den Westtheil, und eilf Jahre nachher durch seine Siege bei Adrianopel und Chalcedou die Alleinherrschaft über das ganze Reich erkämpfte (323). 2. Wechselnde Ginigung und Th eilung der Reichs- gewalt von Constantin bis Theodosius. 1. Die Alleinherrschaft Constantin's und Sieg des Christenthnms. §. 86. Hun war auch für die Christen das Ende ihrer Leiden gekom- men; denn Constantin erhob das Christenthum zur herr- schenden Religion, gewährte zwar anfangs dem Heidenthum noch Duldung, verbot aber später dasselbe ganz. Trotz der Unlauterkeit seines Characters schützte er die Kirche auf jede Weise, wenn man auch sagen muß, daß die Verbindung derselben mit dem Staat ihr nicht blos Vor- theile, sondern auch entschiedene Nachtheile brachte. Um einen das ganze Reich erschütternden Kirchenstreit zu schlichten, veranlaßte er 325 das e rst e ökumenische Concilium, d.h. die erste allgemeine Kirchen- versammlung zu Nicäa, auf welcher der Arianismus oder die falsche Lehre des Presbyters Artus, welcher behauptete, Christus sei bloß ein Geschöpf, hauptsächlich durch die siegreiche Glaubenstrene des Athana- sius verworfen wurde. Constantin's Hauptthätigkeit aber war auf Einführung einer neuen Hof- und Staatsverfassung gerichtet, welche die Durchführung der völligen Selbstherrlichkeit zum Zweck und einen vorherrschend morgenländischen Character hatte. Er verlegte seine Residenz nach Byzanz, welches später nach ihm den Namen Co nstan- t i n o p e l erhielt. Nachdem er für das Wohl und die Sicherheit des Reiches nach Kräften gesorgt hatte, ließ er sich in seinem 65. Jahre taufen und starb 337 n. Chr. 2. Die Nachfolger Constantin's bis Theodosius. §.87. Aach langen Kämpfen zwischen seinen Söhnen vereinigte Con- sta ntius (353) wieder das ganze Reich, hatte aber alle Hände voll zu thun, um die im Osten und Westen eindriugenden Barbaren ab- zuhalten , was ihm in Gallien gegen die dort eindringenden Alemannen und Franken nur mit Hülfe seines tapfern Vetters Julianus gelang. Die christliche Kirche, in deren Inneres er herrschsüchtig ein- griff, verweltlichte unter ihm immer mehr; Glanz und Pracht, äußere

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 112

1855 - Heidelberg : Winter
112 §. 112. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung. Döffingen (1388) und von Ruprecht von der Pfalz bei Worms geschla- gen. Dagegen siegten die Schweizer 1386 in der Schlacht bei Sem- pach durch Arnold von Winkelried über Leopold von Oesterreich. Dem Nachfolger Wenzel's, Ruprecht von der Pfalz (1400—1410), einem sonst trefflichen Manne, gelang es auch nicht, Ordnung im Reiche wieder herzustellen, besonders da auch in der Kirche eine große Ver- wirrung eingetreten war. 3. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung. §. 112. Immer lauter wurden die Klagen über den Mißbrauch der päpstlichen Gewalt, über die Verweltlichung der Geistlichen, über den allgemeinen Verfall der Sitten. Besonders gereichte das Leben der Päpste zu Avignon (1309 — 1377), sowie das eingetretene päpst- liche Schisma, d. h. die Spaltung der Kirche durch drei von verschie- denen Parteien gewählte Päpste, welche zu Avignon, Rimini und Rom saßen und sich gegenseitig verfluchten, zu großem Aergerniß. Um so dringender wurde deshalb das Verlangen nach einer Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern. Diese Verbesserung sollte das Concilium zu Costnitz (oder Con- stanz) zu Stande bringen, das der Kaiser Sigismund durch den Papst Johann Xxiii veranlaßte. Dort wurden wohl die drei Päpste abgesetzt; aber da die Versammlung anstatt vor der neuen Papst- wahl an die Besserung der Kirche zu gehen, sogleich zur Wahl des Pap- stes Martin V. schritt, so wußte dieser alle Reformation zu hintertreiben, und zwar durch Concordate oder Verträge, die er mit jeder Nation besonders schloß. Dabei gab das Concilium selbst Veranlassung zu dem späteren Riß in der Kirche, dadurch daß es den Professor Johann Huß, der in Prag gegen die Gewalt des Papstes und verschiedene Kir- chenlehren aufgetreten war, durch ein leidenschaftliches Urtheil im Jahr 1415 zum Feuertod verdammte und als Ketzer verbrannte. Seinen Freund und Mitarbeiter Hieronymus traf im folgenden Jahre das nämliche Schicksal. An ihren Scheiterhaufen entzündete sich der Hussitenkrieg, 1420—1436 in welchem von beiden Theilen furchtbare Gräuel verübt und Böh- men mit seinen Nachbarländern auf's Schrecklichste verwüstet wurde, indem die Hussiten unter Ziska und den beiden Procopius alle gegen sie aufgebotenen Reichsheere schlugen. Erst als das Concilium zu Basel den Gemäßigten unter den Hussiten, den Calixtinern, in Betreff des Kelchgebrauchs beim Abend- mahl nachgab, und diese nun selbst gegen die fanatischen Taboriten sich

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 118

1855 - Heidelberg : Winter
118 §. 118. England. Kar l Vi. aber, der später wahnsinnig wurde, gerieth Frankreich durch schreckliche Bürgerkriege in die äußerste Zerrüttung und verlor gegen Heinrich V. durch die Niederlage bei Azinconrt (1415) die ganze Normandie. Heinrich V. von England zog in Paris ein, und ganz Nordsrankreich erkannte ihn als Herrn an. Unter dem folgenden König Karl Vii., der sich hinter die Loire zurückziehea mußte, schien das ganze Land verloren, als Jeann.e d'arc, ein Landmädchen ans Dom Remy in Lothringen, Frankreich rettete. Sie erschien vor dem Könige und erklärte ihm, es sey ihr Maria, die Mutter des Herrn, erschienen, und habe ihr befohlen, das Vaterland zu retten. Sie stellte sich an die Spitze der dadurch ermuthigten Franzosen, entsetzte das von den Engländern belagerte Orleans, trieb diese zurück, und führte den König mitten durchs feindliche Gebiet zur Krönung nach Rheims. Noch half sie, doch mit Widerstreben, zu einigen Erfolgen der Franzosen, wurde dann aber von den Engländern gefangen, der unter englischem Einfluß stehenden französischen.inquisition ausgeliefert und von dieser als Ketzerin und Zau- berin zum Tode verurtheilt und zu Rouen 143 t verbrannt. — Die Engländer aber verloren alle ihre Besitzungen bis auf Calais. Ludwig Xi. (1461—1483), ein Mann voll Verstand, der aber weder Heuchelei noch List, weder Wortbruch noch Verrath scheute, führte seinen Plan, Frankreich zur unbeschränkten Monarchie zu machen, wirklich durch, trotz alles Widerstandes seiner Vasallen, besonders des mächtigen Herzogs von Burgund, des schon oben erwähnten Karl's des Kühnen. Weniger glücklich in ihren Kriegen, besonders gegen.neapel, waren seine beiden Nachfolger Karl.viii. und Ludwig Xii. 4. England. §. 118. England hatte zu Ende des 13. und 14. Jahrhunderts an Cduar- I. (1272 — 1307) und an seinen Enkel Eduard Iii. (1327 — 1377) ausgezeichnete Regenten, welche die Rechte und Freiheiten ihres Volkes achteten, und sich auch als Kriegshelden hervorthaten, besonders in den schon erwähnten englisch-französischen Nationalkänipfen. Eduard Iii. (der Sieger von Creep) schied das Parlament in daö Oberhaus, worin die Barone und Prälaten, und in das Unterhaus, worin die Ritter und Bürger beriethen, hob den an den päpstlichen Stuhl bezahlten Lehnstribut auf und führte statt der französischen die englische Sprache als Staats- und Gerichtssprache ein. — Unter ihm und seinem Nachfolger Richard Ii. lehrte und predigte ein Vorläufer der Reformation, John Wiclef, zuerst Professor in Orford, dann Pfarrer zu Lutterworth, der ums Jahr 1360 mit Entschiedenheit und Furchtlosigkeit gegen die Bettelorden, gegen die Lehre von der Wandlung und die Suprematie des Papstes auftrat, die heil. Schrift als alleinige Quelle des christlichen Glaubens und Lebens erklärte, weßhalb er sie auch in die englische Sprache übersetzte, und die Lehre

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 124

1855 - Heidelberg : Winter
124 §. 125. Die Reformation in Deutschland. Als solche Männer müssen wir nennen Thomas a Kempis, den Verfasser des Büchleins „von der Nachfolge Christi"; sodann Joh. von Goch, der die evangelischen Hauptsätze von der heiligen Schrift als alleiniger Erkennt- uißquellc und von der Rechtfertigung aus Gnaden aufstellte, dann Joh. von Wesel und Johann Wessel. Wesentlichen Einfluß aber auf die Umgestaltung der Theologie und Kirche übte die von Italien ausgegangene Wiedererweckung der klassischen Literatur, welche in der Mitte des 15. Jahrhunderts auch in Deutsch- land Wurzel faßte und sich zuerst aus den Universitäten Heidelberg und Tübingen Eingang verschaffte. In Italien waren es besonders gelehrte Grie- chen , wie C h r y so l o r a s, Theodor Gaza und andere, welche die humani- stische Bildung empor brachten, die hauptsächlich bei den Mediceern in Florenz Schutz und Förderung fand. Zu denen, die in Deutschland das klassische Studium am meisten förderten und es besonders als Mittel zur tieferen Er- forschung der h. Schrift betrachteten und anwendeten, gehören Rudolf Agri- cola in Heidelberg, Conrad Ce lies; vor allen aber I oh an n Reuchlin (geb. 1155 zu Pforzheim). Professor in Tübingen, der zuerst in Deutschland die griechische und hebräische Sprache lehrte; Erasmus von Rotterdam (geb. 1476), der größte Gelehrte seiner Zeit, der zuerst den griechischen Text des Neuen Testaments herausgab. Diese neuerwachte Liebe zu den Wissenschaften rief auch die Stiftung vie- ler neuen Universitäten hervor: Prag, Wien und Heidelberg im 14., Köln, Erfurt, Leipzig, Rostock, Greifswalde, Frciburg, Trier, Ingolstadt, Tü- bingen, Mainz und Basel im 15. Jahrhundert. Iii. Die Welt der neuern Zeit. 1. Das Zeitalter der Reformation. 1. Die Reformation in Deutschland. (Der Anfang derselben.) §. 125. Weder die Bemühungen der Päpste noch die der Concilien hat- ten bis jetzt vermocht, die herrschenden Gebrechen der Kirche zu heilen, in Folge deren das Sittenverderbniß immer mehr einriß und ein entsetz- licher Aberglaube unter dein Volke sich verbreitete. Vielmehr gaben manche Päpste selbst (wie Junoceuz Vhi. und Alexander Vi.) durch ihren un- heiligen Lebenswandel öffentliches Aergerniß. Die meisten Kirchenämter waren mit Untauglichen besetzt; die Mehrzahl der Geistlichen war in so tiefe Unwissenheit versunken, daß sie die heilige Schrift kaum kann- ten, so daß dadurch das Prediger- und Seelsorgeramt mehr und mehr in Verfall und Mißachtung gerieth. So war es kein Wunder, daß endlich das Gericht hereinbrach, dessen nächste Veranlassung jener ver- derbliche Handel mit dem Ablaß war, welchen Papst Leo X. ansge-

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 125

1855 - Heidelberg : Winter
125 §. 125. Die Reformation in Deutschland. schrieben hatte, um vom Ertrage desselben die Peterskirche in Nom auszubauen. Einer dieser Ablaßkrämer, der Dominikaner Johann Tetzel, verfuhr dabei auf so seelengefährliche Weise, daß Dr. Mar- tin Luther, Professor an der Universität zu Wittenberg, sich getrieben fühlte, den 31. October 13l7 95 Thesen oder Streitsätze an die Schloßkirche daselbst gegen diesen Mißbrauch anznschlagen, ohne jedoch dabei eine Kirchentrennung zu be- absichtigen. Dies war der Anfang der Reformation. Luther, geb. den 10. Nov. 1483 zu Eisleben, war der Sohn eines Berg- manns, besuchte die Schulen zu Magdeburg und Eisenach, und bezog im 18. Jahr die Universität Erfurt, wo er nach dem Willen seines Vaters die Rechts- wissenschaft studiren sollte. Er hatte jedoch zum geistlichen Stande größere Neigung, welche noch durch das Studium der Bibel, die er in Erfurt kennen gelernt hatte, erhöht wurde. Ein erschütterndes Ereigniß brachte ihn vollends zur Entscheidung: er trat in das Augustincrkloster zu Erfurt als Mönch ein, wo er durch Kasteiung seines Leibes und eifrige Bußwerke den Frieden der Seele suchte, aber nicht finden konnte. Sein Vorgesetzter, Johann von Staupitz, und ein alter Klosterbruder wiesen ihn auf den Trost der Sün- denvergebung, und so gelangte er nach fleißigem Forschen in der h. Schrift und nach vielen innern Kämpfen zu der Gerechtigkeit, welche vor Gott gilt, d. h. zu der Gerechtigkeit, die um Christi willen dem Glauben zugerechnet wird, aus welchem lebendigem Glauben erst wahrhaft gute Werke als Früchte hervorgehen. Auf Staupitzens Rath berief der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen Luthern im Jahr 1507 an die neuerrichtete Universität W itten- berg, wo er sich mit großem Eifer die Auslegung der Bibel angelegen seyn ließ. In Folge dessen wurde er 1512 zum Doctor der heil. Schrift befördert, wobei er eidlich geloben mußte, sein Leben lang die heil. Schrift zu er- forschen, ihr gemäß zu predigen, und den in ihr enthaltenen Glauben zu vertheidigen. Dieser Eid stärkte und tröstete ihn stets bei seinen spätern Kämpfen und Anfechtungen. Da sich über jene Thesen Luthers, die sich in wenig Monaten durch ganz Europa verbreiteten, zwischen ihm und seinen Gegnern ein Schriftenstreit erhob, der großes Aufsehen machte, so suchte der Papst den unerschrockenen Mönch durch den Cardinal-Legaten Ca je tan, theils durch Versprechungen, theils durch Drohungen zum Widerruf zu bringen. Dies gelang zwar nicht; dagegen brachte der päpstliche Nuncius, Karl von Miltitz, Luthern zu dem Versprechen, daß er schweigen wolle, wenn auch seinen Gegnern Schweigen auferlegt würde. 1519 Aber sein Hauptgegner, Di-. Eck, Professor zu Ingolstadt, ruhte nicht und veranlaßte die öffentliche Disputation in Leipzig, auf welcher Luther schon Aeußerungen that, durch welche er mit dem Papst und der römischen Kirche in Widerspruch gerieth. Von da an mehrte sich Luthers Anhang unter dem Bürgerstande, dem niedern Adel und den Humanisten außerordentlich, wenn auch der Beifall nicht bei

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 126

1855 - Heidelberg : Winter
126 §. 126. Fortgang d. Reformation b. z. Protestation v. Speyer. allen ans der Quelle des Glaubens floß, sondern wie bei Franz von S i ck i n g e n und Ulrich von Hutten und vielen ihren Standes genossen politische Zwecke zum Beweggrund hatte. Als hieraus Luther durch zwei neue Schriften „Von des geistlichen Standes Besserung" und „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche" die römische-Kirche im tiefsten Innern angriff, sprach der Papst den Bann über Luthers Lehren aus, und verurtheilte seine Schriften zum Feuer. Dagegen schrieb Luther seine Schrift „Von der Frei- heit des Christen", und berief sich auf ein allgemeines Concilium; alsdaunn verbrannte er am 10. December des Jahres 1520 die päpst- liche Bannbulle sammt dem römischen Kirchenrechte öffentlich vor dem Elsterthor zu Wittenberg und sagte sich damit zwar von dem Papst- thum förmlich los, nicht aber von der Kirche selbst, deren Erneue- rung auf apostolischem Grunde er fortan nur um so eifriger erstrebte. Ein Jahr zuvor hatte der Pfarrer Huldrich Zwingli in Zürich eine Reformation begonnen, welche eben so raschen Fortgang hatte. Sein Wirken unterschied sich indeß von dem Luther's dadurch, daß Zwingli in seiner mehr praktischen Richtung zunächst Sitten und Leben bessern wollte und als moralisch-politischer Reformator auftrat, während Luther, vom kirchlich Bestehenden ausgehend, von der Reinigung des Glaubens ein geheiligtes Leben erwartete. Auch Zwingli war durch das Lesen der heil. Schrift zu der Erkenntniß gekommen, welche er als Prediger in Glarus offen verkündigte, daß das Papst- thum keinen Grund in der Schrift habe. Ebenso predigte er in Mariä Ein- siedeln gegen den Mißbrauch des Wallfahrtens und des Ablasses. Am l.jan. 1519 trat er seine Stelle als Leutpriester am Münster in Zürich an, und begann, die heil. Schrift im Zusammenhänge zu erklären. Durch Luthers Schriften ermuthigt, trat er noch bestimmter auf, so daß nach der Disputation Zwingli's mit Faber 1523 der Züricher Rath die erste Verordnung zur Re- formation erließ. 2. Fortgang der Reformation bis zur Protcstation von Speyer. §. 126. Unterdessen war nach Kaiser Maximilians Tod sein Enkel Karl I. von Spanien als Karl V. zum Kaiser gewählt, und 1520 gekrönt worden. Weil nun bedeutende Reichsfürsten sich auf Luthers Seite neigten, so wurde derselbe gegen sicheres Geleite zur Verantwortung auf den vom Kaiser ausgeschriebenen Reichstag zu Worms 1521 vorgeladen. Daselbst vom päpstlichen Legaten zum Widerruf aufgefor^ dert, erklärte er vor Kaiser und Reich, daß er nicht widerrufen könne, es sey denn, daß man ihn aus der heil. Schrift widerlege, und schloß

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 128

1855 - Heidelberg : Winter
128 §. 127. Die augsburgische Konfession u. d. schmalkaldische Bund. nand, der Reichsverweser, zu harten Maßregeln nicht geneigt war. Hauptsächlich waren es die beiden Fürsten Johann der Beständige, Kurfürst von Sachsen, und Landgraf Philipp von Hessen, welche mit Entschiedenheit Vorangiengen. Wo die Reformation Eingang fand, wurden die Klöster und der Cölibat ausgehoben, der Gottesdienst in der Landessprache gehalten, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt ausgetheilt, die von Luther übersetzte Bibel verbreitet und der Unterricht des Volks und der Jugend beson- ders nach Luthers großem und kleinem Katechismus mit neuem Ernst und Eifer betrieben. Da sich nun die katholischen Fürsten über strenge Maßregeln berie- then, so schloßen die evangelischen 1526 das Torgauer Bündniß; die ersteren aber brachten es auf dem Reichstag zu Speyer 1529dahin, daß das Achtsedict gegen Luther erneuert und die weitere Ver- breitung seiner Lehre verboten wurde. Dagegen legten sechs Fürsten und fünfzehn Reichsstädte eine feierliche Protestation ein, von der die Evangelischen den Namen P r o t e st a n t e n erhielten. Ein Versuch, den der Landgraf von Hessen noch im nämlichen Jahre machte, durch das Religionsgespräch zu Marburg die Anhän- ger Luthers und Zwingli's zu vereinigen, schlug fehl: es gelang ihm nicht, die verhängnißvolle Trennung der Protestanten in Lutheraner und Reformirte zu verhüten. 3. Die augsburgische Konfession und der schmalkaldische Bund. 8. 127. Aa es immer deutlicher zu Tage trat, daß der Kaiser mit Strenge gegen die evangelische Lehre anfzutreten Willens war, so be- schloßen die protestantischen Stände, öffentlich darzuthun, daß sie keine neue Kirche stiften, sondern nur die alte gereinigt wieder Herstellen wollten und übergaben zu dem Ende ans dem Reichstage zu 1830 A u g s b u r g ihr Glaubensbekenntnis, das den Namen Augsbur- gische Confessio« erhielt. Sie war auf den Grund von 13 Artikeln Luthers in Uebereinstiinmung mit der heil. Schrift und den drei ältesten Kirchcnbekcnntnissen von Melanch- thon aufs Gewissenhafteste und Wohlerwogenste in 28 Artikeln abgefaßt, und unterzeichnet von den Fürsten: Kurfürst Johann und Kurprinz Joh. Friedrich von Sachsen, Markgraf Georg von B-r and e n b u r g, Her- zog Franz und Herzog Ernst von Lüneburg, Landgraf Philipp von Hessen, Fürst Wolfgang von Anhalt, und den Städten Nürnberg und Reutlingen, welchen später noch Kempten, Heilbronn, Windsheim und Weißenburg beitraten. — Eine „Widerlegung", welche der Kaiser ab- faffen ließ, rief von Seiten der evangelischen Stände die Apologie hervor.

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 129

1855 - Heidelberg : Winter
§. 128. Fortschritte der Reformation in der Schweiz u. in Deutschland. 129 Da nun aber der Kaiser nichts destoweniger durch das Reichskam- mergericht gegen die Protestanten vorschreiten wollte, so schloßen die meisten Stände zur Vertheidigung ihrer Rechte und ihres Glaubens 1531 den s ch m a l k a l d i s ch e n Bund. Der Kaiser aber sah sich der drohenden Türkengefahr wegen genöthigt, mit den Protestanten 1532 den Nürnberger Religio ns frieden zu schließen, welcher ihnen jedoch keine völlige Sicherheit gab, weil die Zustimmung der Mehrheit der katholischen Stände fehlte. 4. Fortschritte der Reformation in der Schweiz und in Deutschland bis 1536. §. 128. In der Schweiz aber war der Haß der beiden Religions- parteien in offenen Krieg ausgebrochen. Die fünf kleinen katholischen Cantone (Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern und Zug) schloßen ein Bündniß mit Oesterreich, ja Unterwalden fiel mit den Waffen ins Ber- nische ein. Daher drang Zwingli auf Krieg gegen sie. Bern schlug da- gegen vor, den fünf katholischen Kantonen die Zufuhr abznschneiden. Darüber erbittert, sielen sie nun ins Züricher Gebiet ein und besiegten die Züricher bei Kappel 1531, wobei auch Zwingli, der als Feldprediger mit ausgezogen war, erschlagen wurde. Doch konnte sein Werk nicht überwältigt werden. Denn dasselbe wurde von Johann Calvin auf-.' genommen, tiefer begründet und in Genf unter Beihilfe Farel's, Beza's und Viret's zur calv inifch-reform irten Co nf ess ion ausgebildet. 1536 Calvin (eigentlich Jean Cauloin) wurde 1509 in der Picardie geboren, studirtc zu Paris und widmete sich später der Rechtswissenschaft. Als er schon Doctor der Rechte war, fiel ihm eine Bibel in die Hand, deren Erforsckung ihn sehr anzog, so daß er das Griechische und Hebräische lernte, aber, von der französischen Regierung verfolgt, nach Basel fliehen mußte. Nach einem längeren Aufenthalt daselbst kam er nach Genf, wo er als Prediger und Professor der Theologie angestellt, aber von den sittenlosen Libertinern wegen seiner strengen Sittenzucht wieder vertrieben wurde. Doch schon nach drei Jah- ren wurde er zurückgerufen, und stellte in Kirche und Staat eine solche Ordnung in Gens her, daß diese Stadt die Mutterstadt des refor- mirten Glaubens wurde. Da sich Calvin in der Abendmahlslehre mehr der lutherischen Auffaffung näherte, so spalteten sich die Reformirten in zwei Parteien, Zwingli an er und Calvinisten, von welchen die letzteren allmälig die ersteren ganz über- wogen. In Deutschland hatte sich unterdessen der schmalkaldifche Bund erweitert und gestärkt, daß der Landgraf Philipp von Hessen es wagen konnte, den vom schwäbischen Bunde vertriebenen Herzog Ulrich von Leitfaden der Weltgeschichte. 9

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 137

1855 - Heidelberg : Winter
137 §. 135. Die Kirchen-Reform in England. seiner sechs Gemahlinnen ließ der argwöhnische Tyrann enthaupten, und die sechste entgieng mit genauer Noth dem gleichen Schicksale. Doch förderte er die Reformation dadurch bedeutend, daß er die Klöster aufhob und das Lesen der heil. Schrift in der Landessprache freigab. Erst unter seinem frommen Sohne Eduard Vi. (1547—1553) wurde mit Hilfe des Erzbischofs Cr a um er und der Bischöfe Ridley, Latimer und Hooper die Reformation mit Zustimmung des Parlaments eingeführt und der Grund zur anglikanischen Kirche gelegt. Nach dem frühen Tode Eduards aber und der neuntägigen Regierung der edlen, unglücklichen Johanna Gray, welche nur gezwungen die Krone angenommen hatte, brach unter der streng katholischen Schwester Eduards, Maria Tudor (auch „die Blutige" genannt) eine Zeit grausamer Verfolg gung über die Protestanten herein, in der Hunderte von Bekennern der evan- gelischen Wahrheit (darunter auch der würdige Erzbischof Cranmer) den Schei- terhaufen besteigen mußten. Nach dem Verluste von Calais, der letzten englischen Besitzung in Frankreich, starb Maria 1558 zum Theil aus Gram über die Kälte, mit welcher sie von ihrem Gemahl, Philipp Ii. von Spanien, behandelt wurde. Ihr folgte ihre mit männlichem Geist und großem Herrscheaalent begabte Schwester Elisabeth, die Tochter Heinrich's Viii. und der Anna Boleyn (1558—1603), welche jede Verbindung mit dem römischen Stuhle aufhob und mit Beibehaltung der Lehre von der apost. Bischofsfolgel559 die englische Episcopalkirche einrichtete, indem das in 39 Ar- tikeln enthaltene Glaubensbekenntniß der anglikanischen Kirche festge- stellt und vorn Parlament bestätigt wurde. Doch trat die Secte der Puritaner alsbald derselben entgegen, weil sie in den Cultusfornren manches von der katholischen Kirche bei- behalten hatte. Indessen gerroß England unter der Regierung der Elisabeth lange Zeit einen dem Aufblühen des Landes günstigen Frieden. Auch in Schottland hatte die calvinische Lehre durch den stren- gen und kühnen John Knox sich weit verbreitet und war vom Parla- ment öffentlich eingeführt worden. Da kehrte die schöne urrd gebildete aber leichtsinnige Königin Maria Stuart, Enkelin Heinrich's Viii. und Wittwe des französischen Königs Franz Ii., 1561 aus Frankreich nach Schottland zurück und erklärte sich für das Papstthum, konnte sich aber nicht auf dem Throne behaupten. ^Jn Folge ihrer Vermählung mit dem charakterlosen Grafen Daru ley und der räthselhaften Ermordung desselben, so wie ihrer neuen Verbindung mit dem sittenlosen Grafen B othwel, der allgemein für den Mörder Darn- ley's gehalten wurde, kam die Königin in eine so unhaltbare Stellung, daß sie 1568 die Krone zu Gunsten ihres Sohnes Jakob niederlegen mußte. Nach neuen, mißglückten Versuchen, wieder zum Throne zu gelangen, rettete sie sich nach England, und bat die Königin Elisabeth, der sie früher
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